Blog Wir werden Lieferketten neu denken müssen

Wir werden Lieferketten neu denken müssen

2021 standen die globalen Lieferketten unter Druck: Die Pandemie, extreme Schwankungen in der Nachfrage, Extremwetter und Fachkräfte- sowie Containermangel führten in vielen Branchen zu Lieferproblemen, zum Beispiel bei Autozulieferern. Im Zeitalter der Ungeduld wurden wir als Verbraucher:innen mit der sonst seltenen Erfahrung konfrontiert, Tage, Wochen oder gar Monate auf die neuen Schuhe, das Auto oder Spielzeug für die Kinder warten zu müssen.

Expert:innen gehen davon aus, dass die Lieferkrise auch 2022 andauern wird. Aber die betroffenen Unternehmen werden nicht tatenlos zusehen, sondern versuchen, ihre Lieferketten widerstandsfähiger zu gestalten. Dafür gibt es verschiedene Strategien: Einige Unternehmen suchen zusätzliche Lieferant:innen, zu denen sie im Notfall umschwenken können und überarbeiten ihre Notfallkonzepte.

Andere wechseln zu Lieferant:innen und Lagern, die näher am eigenen Standort liegen (Nearshoring) oder holen die komplette Produktion zurück ins eigene Land (Reshoring). Einer McKinsey-Studie zufolge planen 71 Prozent der Modeunternehmen, ihre Nearshoring-Anteile in den kommenden Jahren zu erhöhen.

Kürzere, weniger komplexe Lieferketten haben zudem den Vorteil, dass sich die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien leichter überprüfen lässt. Gerade in der Textilbranche sind Lieferketten oft so komplex, dass die Modeunternehmen nicht alle ihre Zulieferer kennen – geschweige denn selbst überprüfen könnten, ob Menschenrechtsstandards eingehalten, ausreichend Lohn gezahlt und die Umwelt geschont wird.

Von 2023 an gilt in Deutschland für Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeiter:innen ein Lieferkettengesetz, auf das sich die betroffenen Firmen vorbereiten werden müssen. Es schreibt eine Verantwortung der Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette vor: Bei Verstößen gegen bestimmte Menschenrechts- und Umweltstandards müssen die Unternehmen handeln.

Um die Kosten bei Near- und Reshoring im Zaum zu halten, werden immer mehr Unternehmen mit dem Bau eigener „intelligenter Fabriken“ beginnen, erwartet Stefano Elia, Professor an der Polytechnischen Universität Mailand in Italien. Der Schwerpunkt werde dabei auf Automatisierung und Cloud-Plattformen liegen. Dies senke nicht nur Kosten, sondern steigere die Qualität der Produktion und erhöhe die Nachfrage an qualifizierten Arbeitskräften in der eigenen Region.

(aus LinkedIn)

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